Großbrand bei der Fa. Scheffel (18.06.1996)
 
Am Dienstag, dem 18. Juni 1996, um 22:22 Uhr – kurz nach Abpfiff des Europameisterschaftsspiels England gegen die Niederlande – geht bei der Leitstelle Göppingen über Notruf die Meldung ein: "Brand in Süßen, Heidenheimer Straße, bei der alten Mühle".
 
Die Leitstelle löst aufgrund der Lagemeldung sofort über Funk Vollalarm für die Feuerwehr Süßen aus. Um 22:25 Uhr verlässt das TLF 16, gefolgt von DLK 18/12, ELW 1, LF 16 und LF 8 das Gerätehaus und trifft wenige Minuten später an der nahegelegenen Einsatzstelle ein. Zum Zeitpunkt des Alarms war der Himmel bedeckt bis stark bewölkt, aber trocken. Die Temperatur betrug 21°C, Wind kam mit der Stärke 1-2 aus Nordwest.
 
Die Bettfedernfabrik Scheffel GmbH stellt Bettwaren aller Art her, wobei der Schwerpunkt im Recycling von Daunen- und Federbetten liegt. Das 1951 erbaute dreistöckige Fabrikgebäude befindet sich im alten Ortskern inmitten eines Mühlenanwesens. In der näheren Umgebung befinden sich ein 33 Meter hohes Getreidesilo sowie zwei Wohnhäuser, eines davon mit angebautem Pferdestall. Der durch die Stadtmitte fließende Mühlkanal unterquert das Gebäude und mündet anschließend nach ca. 40 Metern in die Fils. Das Brandobjekt besteht aus Mauerwerk mit Satteldach in Holzkonstruktion und Ziegelbedachung. Die Innenwände und -decken des Gebäudes sind ebenfalls in Holzkonstruktion ausgeführt; sie wurden für den Einbau diverser Maschinen und Geräte durch Stahlträger verstärkt.
 
Der betroffene Bereich des Gebäudes wurde von der Fa. Scheffel zum Reinigen und Wiederaufbereiten von Feder- und Daunenbetten genutzt. Die Ausmaße der dazu benötigten Maschinen machten es erforderlich, die Decken innerhalb des Gebäudes vom Erdgeschoss bis ins Dachgeschoss zu öffnen; besonders dadurch wurde die schnelle Brandausbreitung ermöglicht. Die zur Verstärkung der Gebäudekonstruktion eingebauten Stahlträger verformten sich infolge der starken Hitzeentwicklung und trugen so zur akuten Einsturzgefahr bei. Im Gebäude lagerten bereits verarbeitete Betten in Folie eingepackt, unbearbeitete Betten, lose Federn und Daunen. Als Verpackungsmaterial waren stapelweise Spanplatten, Bündel mit Kartonagen und Folien auf großen Rollen gelagert. Die Vielzahl unterschiedlichster Materialien in großer Menge erbrachte die beträchtliche Brandlast.
 
Schon auf der Anfahrt zur Einsatzstelle wurde aufgrund der starken Rauchentwicklung der Gerätewagen Atemschutz der Feuerwehr Göppingen zur Einsatzstelle beordert. Beim Eintreffen der Einsatzkräfte schlugen Flammen aus den Fenstern des ersten Obergeschosses. Das Feuer breitete sich schnell auf das Dach und die weiteren Bereiche des Gebäudes aus. Die Drehleiter aus Süßen wurde vor dem Objekt in Stellung gebracht um die Brandausbreitung über das Dachgeschoss einzudämmen. Die Besatzung des TLF 16 ging zur Brandbekämpfung an der Vorderfront des Gebäudes vor. Das LF 16, das LF 8 und die TS 8 wurden zur Wasserversorgung aus dem Mühlkanal eingesetzt. Dadurch war zu keinen Zeitpunkt ein Mangel an Löschwasser gegeben. Die Mannschaften dieser Fahrzeuge übernahmen die Brandbekämpfung an der Gebäuderückseite. Die Einsatzleitung durch den örtlichen Kommandanten Karl Bühler wurde durch das zentral an der Zufahrt zum Objekt stationierte ELW 1 unterstützt.
 
Um eine effektive Brandbekämpfung von oben auch auf der Rückseite des Gebäudes zu gewährleisten, wurde die DLK 23/12 der Feuerwehr Göppingen alarmiert. Um 22:32 Uhr wurde zusätzlich zur Verstärkung der eingesetzten Kräfte die Stützpunktfeuerwehr Eislingen angefordert. Nach ihrem Eintreffen erhielten die Besatzungen des TLF 16 und des LF 16 aus Eislingen die Aufgabe, im Innenangriff eine Riegelstellung im Bereich des Treppenhauses aufzubauen.
 
Da beim Verbrennen von Federn und Daunen Blausäure freigesetzt wird, wurde über die Leistelle um 22:36 Uhr die Schnelleinsatzgruppe des DRK angefordert, nachdem Evakuierungen nicht ausgeschlossen werden konnten. Zur Aufnahme von eventuell betroffenen Personen wurden im Schulzentrum Räume vorbereitet. Allerdings ergaben die dann laufend durchgeführten Luftmessungen im Brandrauch deutlich unter der Gefahrenschwelle liegende Schadstoffwerte, sodass keine Gefahr für die Bevölkerung gegeben war.
 
Der in der Zwischenzeit informierte Kreisbrandmeister traf um 23:08 Uhr an der Einsatzstelle ein und unterstützte die Einsatzleitung. Da umherfliegende brennende Federnbüschel aus der mittlerweile durchbrochenen Dachhaut die alten Gebäude des Ortskerns und natürlich in besonderem Maße das angrenzende Getreidesilo bedrohten, musste eine dritte Drehleiter aus Geislingen zum Schutz des Mühlenanwesens angefordert werden. Um 23:09 Uhr wurde vom Einsatzleiter ein weiteres TLF 16 der Feuerwehr Göppingen mit Atemschutzträgern zur Unterstützung nach Süßen beordert. Zum Ausleuchten der Einsatzstelle wurde von der Feuerwehr Uhingen der Gerätewagen Licht alarmiert.
 
Zirka eine Stunde nach dem Alarm sind insgesamt fünf B-Rohre, drei Wendestrahlrohre über Drehleitern und neun C-Rohre im Einsatz. Zu diesem Zeitpunkt wurden über 5.000 Liter Wasser pro Minute abgegeben. Gegen 1:30 Uhr war die Gefahr für die angrenzenden Gebäude nicht mehr gegeben, sodass "Feuer unter Kontrolle" gegeben werden konnte. Die weiteren Löscharbeiten zogen sich dennoch bis in die frühen Morgenstunden hin. Die Nachlöscharbeiten wurden durch die großen Mengen an Brandschutt erschwert.
 
Besonders die durch Hitze zu großen Blöcken verschmolzenen Folienrollen bereiteten dabei Probleme. Die in Stapeln gelagerten Spanplatten und die angehäuften Säcke mit Federn und Daunen mussten zum vollständigen Ablöschen auseinandergenommen werden. Das letzte Fahrzeug der Feuerwehr Süßen rückte erst am Mittwochabend um 21:20 Uhr wieder ein.
 
Trotz der gründlichen Aufräumarbeiten mussten die Süßener Feuerwehrleute am Donnerstag und Freitag noch dreimal zu weiteren Nachlöscharbeiten ausrücken.
 
Eingesetzte Kräfte
  • Feuerwehr Süßen: ELW 1, TLF 16, DLK 18/12, LF 16, LF 8, MTW
  • Feuerwehr Eislingen: ELW 1, TLF 16, LF 16, SW 2000
  • Feuerwehr Göppingen: ELW 1, GW-A, TLF 16, DLK 23/12
  • Feuerwehr Geislingen: ELW 1, DLK 23/12, MTW
  • Feuerwehr Uhingen: GW-Licht, MTW
  • DRK-Schnelleinsatzgruppe
 
Insgesamt waren 95 Feuerwehrleute im Einsatz. Ein Feuerwehrmann erlitt im Verlauf der Löscharbeiten eine Verletzung am Fußgelenk. Ein Drittel des Gebäudes (der von der Fa. Scheffel genutzte Bereich) brannte völlig aus. Der restliche Teil mit Büroräumen der alten Mühle und einem bewohnten Bereich konnten gehalten werden. Insgesamt entstand ein Sachschaden in Höhe von ca. 5 Millionen Mark.
 
Fünf Tage später, am Montag, dem 24. Juni 1996, brach in dem Gebäude erneut ein Feuer aus. Diesmal waren der bereits ausgebrannte Bereich und die Büroräume betroffen. Um 1:46 Uhr wurde die Feuerwehr Süßen alarmiert, die in kurzen Abständen mit TLF 16, DLK 18/12, LF 16, LF 8 und MTW ausrückte. Aufgrund der Erfahrungen des erstens Brandes wurde bereits auf der Anfahrt der GW-Atemschutz und die DLK 23/12 der Feuerwehr Göppingen angefordert. Diesmal reichten die Kräfte aus um das Feuer bis um 2:34 Uhr unter Kontrolle zu bringen. In beiden Fällen konnte die Brandursache nicht ermittelt werden, Brandstiftung konnte jedoch nicht ausgeschlossen werden.
 

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